Blogbeitrag 09_2021 - Östrogenfreie Pille
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Die östrogenfreie Pille mit Desogestrel

Blogbeitrag 09_2021 - Östrogenfreie Pille

Vorteile, Anwendung und Wirkweise

Inhaltsverzeichnis

  1. Östrogene, Gestagene und Desogestrel – kurz erklärt
  2. Vorteile der östrogenfreien Pille
  3. Für wen ist sie geeignet?
  4. Anwendung der östrogenfreien Pille mit Desogestrel
  5. Östrogenfreie Pille vergessen, was nun?

 

Hast du gewusst, dass Frauen bereits seit 1960 die Antibabypille nehmen können, um sich sicher vor einer ungewollten Schwangerschaft zu schützen? Dieser Entwicklung ermöglichte es Frauen, ihr Sexleben und ihre Familienplanung selbstbewusst zu gestalten. Die ersten Pillen-Präparate enthielten allerdings relativ hohe Dosen des Hormons Östrogen, was nicht alle Frauen gut vertragen haben. 
Deshalb wurde stets weiter an der Zusammensetzung der Pille gefeilt, bis in der 80er Jahren schließlich die rein Gestagen-haltigen Pillen entwickelt wurden, die ganz ohne Östrogen auskommen und „Minipillen“ genannt werden. Die Minipillen der ersten Generationen beinhalten den Wirkstoff Levonorgestrel. Nach ständigen Weiterentwicklungen der östrogenfreien Minipillen, verschreiben Frauenärzte und -ärztinnen heute gerne die moderne östrogenfreie Pille mit dem Wirkstoff Desogestrel, da sie besser verträglich ist..
 

1. Östrogene, Gestagene und Desogestrel – kurz erklärt

Jeder Körper trägt sie von Natur aus in sich: Hormone. Das sind Botenstoffe, die verschiedene Prozesse steuern. Für deinen Menstruationszyklus spielen beispielsweise die Hormone Östrogenen und Gestagene eine wichtige Rolle. Hormone können aber nicht nur naturgegeben vorkommen, sondern auch künstlich hergestellt und z.B. in Medikamenten eingesetzt werden. Dann spricht man von synthetischen Hormonen. Wir erklären dir den Unterschied: 

 

  • Östrogene: Sind typisch „weibliche Hormone“, da sie bei Frauen natürlicherweise in einer höheren Konzentration vorkommen als bei Männern. Sie werden hauptsächlich in den Eierstöcken produziert und sorgen unter anderem dafür, dass die Gebärmutter auf eine Schwangerschaft vorbereitet wird. Während der Schwangerschaft sorgen Östrogene für eine Vergrößerung der Brust und bereiten diese auf die Milchbildung vor.
    Aber: Sie wirken auch auf die Blutgerinnung, die Östrogen-Komponente in kombinierten Pillen ist daher für das erhöhte Thromboserisiko mitverantwortlich. 
     
  • Gestagene: Neben den Östrogenen sind auch die Gestagene am weiblichen Zyklus beteiligt.  Sie haben unter anderem die Aufgabe, deinen Körper auf eine Schwangerschaft vorzubereiten, wenn es zu einer Befruchtung kam. Zusätzlich verhindern sie, dass ein weiteres Ei heranreift und es zu einem erneuten Eisprung kommt. Diese Eigenschaft macht sich das synthetisch hergestellte Gestagen in der Pille zunutze, indem es deinem Körper quasi eine Schwangerschaft vorgaukelt. Weiterhin sorgen Gestagene dafür, dass der Gebärmutterhalsschleim verdickt, wodurch Spermien der Weg in Richtung Gebärmutter erschwert wird. 
     

2. Vorteile der östrogenfreien Pille

Die modernen Monopillen z. B. mit dem Wirkstoff Desogestrel wirken genauso sicher wie eine Kombi-Pille, die sich aus einem Östrogen und einem Gestagen zusammensetzt. Mit einem Pearl-Index von 0,4 gilt die östrogenfreie Minipille als sehr sicheres Verhütungsmittel und hat darüber hinaus noch weitere Vorteile:

  • Doppelter Schutz: Durch Verdickung des Gebärmutterschleims im Gebärmutterhals und der Verhinderung des Eisprungs wird eine Schwangerschaft unwahrscheinlich. Seine eisprungverhindernde Eigenschaft ist der große Vorteil von Desogestrel-haltigen Monopillen gegenüber den herkömmlichen Minipillen mit dem Wirkstoff Levornorgestrel. 
     
  • Kaum erhöhtes Thromboserisiko: Das erhöhte Thromboserisiko einer Anwenderin einer kombinierten Pille gegenüber einer Nicht-Anwenderin wird überwiegend durch das enthaltene Östrogen hervorgerufen. Gestagene erhöhen das Risiko für thromboembolische Ereignisse nicht, weshalb die Gestagen-Pille besonders für Frauen mit bereits bestehenden Risikofaktoren geeignet sein kann. 
     
  • Gute Verträglichkeit: Dadurch, dass das Gestagen das einzige Hormon in der Pille ist und auf Östrogen verzichtet wird, bleiben typische östrogenbedinge Nebenwirkungen aus.
     
  • Vergessene Einnahme: Mit der östrogenfreien Pille hast du ein Einnahme-Zeitfenster von 12 Stunden. Das heißt, du bist auch dann noch sicher geschützt, wenn du die Pille mal vergisst und bis zu 12 Stunden später als zur übliche Einnahmezeit einnimmst – genauso wie bei der Kombi-Pille mit Östrogen. Dies sollte dennoch die Ausnahme bleiben. Bei herkömmlichen Minipille mit dem Wirkstoff Levonorgestrel ist dieses Zeitfenster mit nur 3 Stunden sehr klein, was die Einnahme wesentlich unflexibler macht.
     
  • Hormone im Gleichgewicht: Dadurch, dass du die östrogenfreie Pille volle 28 Tage (ohne Pillenpause) einnimmst, bleibt dein Hormonspiegel im Blut konstant und es kommt nicht zu zyklusbedingten Nebenwirkungen.
     
  • Keine Regelblutung mehr: Bedingt durch die durchgehende Einnahme verändert sich dein Blutungsschema. Eine monatliche Blutung als solche gibt es nicht mehr. So können auch periodenbedingte Beschwerden wie Unterleibsschmerzen und starke Stimmungsschwankungen reduziert werden. Durch den fehlendne Östrogen-Anteil können jedoch Schmierblutungen auftreten.
     

3. Für wen ist sie geeignet?

Die östrogenfreie Pille ist in der Regel gut verträglich, weshalb sie für viele Mädchen und Frauen als sicheres Verhütungsmittel infrage kommt. Insbesondere kann sie geeignet sein für: 

  • Stillende Mütter, da keine Östrogene enthalten sind, die sonst dafür sorgen können, dass die Milchproduktion verringert wird und die Qualität der Muttermilch abnimmt.
  • Diabetikerinnen (Typ 1 + 2), da sie durch ihre Erkrankung ein generell erhöhtes Risiko haben, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Dieses Risiko wird durch Kombipillen mit einem hohen Östrogengehalt zusätzlich erhöht. 
  • Frauen mit Bluthochdruck, da die Pille dazu führen kann, dass der Blutdruck weiter steigt.
  • Frauen über 35 Jahren, da ab 35 Jahre das Thromboserisiko von Natur aus erhöht ist.
  • Raucherinnen (mehr als 15 Zigaretten am Tag), da das Risiko an einem Schlaganfall oder einem Herzinfarkt zu erkranken durch eine Kombipille steigt.
  • Frauen mit erhöhtem Thromboserisiko, da durch die Kombipille das Risiko, an einer Thrombose zu erkranken, höher ist als bei einer Minipille.
     

4. Anwendung der östrogenfreien Pille mit Desogestrel

Beginnst du das erste Mal mit der östrogenfreien Pille, startest du am ersten Tag deiner Periode mit der Einnahme. Ab diesem Zeitpunkt nimmst du sie jeden Tag zur gleichen Uhrzeit ein – und das ganz ohne Pillenpause, bis der Pillenblister mit 28 Tabletten leer ist. Anschließend beginnst du sofort mit einem neuen Blister.
 

Anwendung östrogenfreie Pille


Zur Monopille wechseln?

Wenn du von einem Kombinationspräparat auf die östrogenfreie Pille wechseln möchtest, besprich den Startpunkt der Einnahme am besten mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Es empfiehlt sich aber, am ersten Tag der Pillenpause mit der ersten Tablette der östrogenfreien Pille zu beginnen, ohne eine Pillenpause einzulegen.
 

5. Östrogenfreie Pille vergessen, was nun?

Bei der Einnahme innerhalb von 12 Stunden nach dem regulären Einnahmezeitpunkt kannst du die östrogenfreie Pille mit Desogestrel nachträglich einnehmen und mit den weiteren Tabletten fortfahren wie gewohnt. Wenn du die Monopille für mehr als 12 Stunden vergessen hast und Sex hattest, ist eine Schwangerschaft möglich. In dem Fall solltest du unbedingt eine Frauenarztpraxis oder eine Apotheke aufsuchen und dich beraten lassen. Um einen sicheren Empfängnisschutz zu gewährleisten, benutzt die nächsten 7 Tage zusätzlich eine Barrieremethode, wie z.B. ein Kondom [1].
 

Zusammenfassung

Die östrogenfreie Pille ist eine sehr sichere Verhütungsmethode und in der Regel gut verträglich. Besonders geeignet ist sie für Frauen, die Stillen oder Östrogene nicht gut vertragen. Sie zeichnet sich gegenüber herkömmlichen Minipillen mit dem Wirkstoff Levonorgestrel zusätzlich durch ihren Doppel-Schutz-Faktor aus: Der Gebärmutterschleim wird verdickt, Spermien gelangen dadurch nicht mehr zur Gebärmutter und ein Eisprung wird zusätzlich verhindert. Sicherer geht es kaum! Ob die Minipille für dich die richtige Wahl ist, solltest du mit einem Gynäkologen oder deiner Gynäkologin besprechen.  
 

Quellen:

[1] http://www.learnsite.ch/naturlehre/7_schuljahr/fortpflanzung_und_entwicklung/sexualkunde/broschuren/verhuetung_pille.pdf