Pille und Scheidentrockenheit: Das steckt dahinter
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Pille und Scheidentrockenheit: Das steckt dahinter

Pille und Scheidentrockenheit: Das steckt dahinter

Pille und Scheidentrockenheit: Das steckt dahinter

Wenn Verhütung das natürliche Gleichgewicht verändert

Die Pille ist für viele Frauen ein fester Bestandteil ihres Alltags, da sie sicher, unkompliziert und zuverlässig ist[1]. Doch manchmal verändert sich mit der Zeit das Körpergefühl: So kann sich der Intimbereich beispielsweise trockener anfühlen und Sex kann unangenehm oder schmerzhaft werden. Viele fragen sich dann, ob das mit der hormonellen Verhütung zusammenhängt. Tatsächlich kann die Pille das Gleichgewicht im Intimbereich beeinflussen und so zu Scheidentrockenheit führen. Warum das passiert, welche Rolle Östrogen spielt und was du dagegen tun kannst, erfährst du hier.

Warum kann die Pille Scheidentrockenheit auslösen? 

Die Pille wirkt, indem sie die körpereigene Hormonproduktion steuert – insbesondere die des Östrogens. Bei niedrig dosierten Mikropillen wird die körpereigene Östrogenproduktion unterdrückt. Das kann zu einem relativen Östrogenmangel, also einem hormonellen Ungleichgewicht, führen, der sich nicht nur im Zyklus, sondern auch im Intimbereich bemerkbar macht[2].

Hormonelle Veränderungen: 

Östrogen sorgt dafür, dass die Vaginalwand gut durchblutet, elastisch und feucht bleibt. Wenn der Östrogenspiegel jedoch durch die Pille sinkt, wird die Vaginalwand dünner und empfindlicher2. Die Folge: Dadurch kann sie weniger Feuchtigkeit produzieren, was sich als Trockenheitsgefühl, Juckreiz oder Brennen bemerkbar machen kann.

Einfluss auf die Vaginalwand: 

Fehlt ausreichend Östrogen, kann die Vaginalschleimhaut atrophieren, was sie anfälliger für kleine Risse und Irritationen macht – vor allem beim Sex. Viele Frauen erleben dadurch Schmerzen (Dyspareunie) oder bemerken, dass sich der Intimbereich weniger geschmeidig anfühlt.

Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen: 

Eine trockene Schleimhaut ist auch weniger widerstandsfähig gegenüber Bakterien und Pilzen. So kann das Risiko für vaginale Infektionen oder Blasenentzündungen steigen, da der natürliche Schutzfilm fehlt.

Nicht jede Pille wirkt gleich

Wie stark die Pille die Schleimhaut beeinflusst, ist individuell. Einige Frauen reagieren empfindlicher auf niedrig dosierte Präparate während andere kaum Veränderungen spüren können. Auch Faktoren wie Stress, Ernährung, andere Medikamente oder ein generell niedriger Östrogenspiegel können die Trockenheit zusätzlich verstärken[3].

Wenn du vermutest, dass deine Beschwerden mit deiner Pille zusammenhängen, sprich mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt. Manchmal kann ein Wechsel zu einer etwas höher dosierten Pille oder eine andere Verhütungsmethode helfen, das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Was sonst bei Scheidentrockenheit hilft

Auch wenn hormonelle Verhütung die Schleimhaut beeinflussen kann, lässt sich die Trockenheit meist mit kleinen Veränderungen im Alltag lindern.  

1. Hormonfreie Pflege

Feuchtigkeitsspendende Intimpflegeprodukte oder Medizinprodukte mit Hyaluronsäure und Milchsäure helfen, das natürliche Gleichgewicht der Schleimhaut wiederherzustellen. Sprich für eine richtige und individuelle Behandlung deinen Arzt oder deine Ärztin an.

2. Sanfte Intimhygiene

Weniger ist mehr: Lauwarmes Wasser oder milde, pH-neutrale Produkte reichen völlig aus. Verzichte auf Intimdeos oder parfümierte Waschlotionen, sie können den Intimbereich zusätzlich reizen.

3. Bewegung und Balance im Alltag

Regelmäßige Bewegung fördert die Durchblutung im Beckenbereich und unterstützt so die Regeneration. Auch Stressabbau kann helfen, hormonelle Schwankungen auszugleichen.

Scheidentrockenheit durch die Pille ist nichts Ungewöhnliches und kein Grund, dich unwohl zu fühlen. Mit einer Kombination aus richtiger Pflege, gesunder Lebensweise und ärztlicher Begleitung lässt sich das Wohlbefinden meist schnell wieder verbessern.

 

[1] BZgA Studie „Verhütungsverhalten Erwachsener und Jugendlicher 2024“

[2] Li, T., Ma, Y., Zhang, H., Yan, P., Huo, L., Hu, Y., ... & Liu, Z. (2016). Differential Regulation of Morphology and Estrogen Receptor‐Alpha Expression in the Vagina of Ovariectomized Adult Virgin Rats by Estrogen Replacement: A Histological Study. International Journal of Endocrinology, 2016(1), 1093512.

[3] Krishnan, S., & Kiley, J. (2010). The lowest-dose, extended-cycle combined oral contraceptive pill with continuous ethinyl estradiol in the United States: a review of the literature on ethinyl estradiol 20 μg/levonorgestrel 100 μg+ ethinyl estradiol 10 μg. International journal of women's health, 235-239.