HIV-Infektion
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HIV-Infektion (Teil 2/2)

HIV-Infektion (Teil 2/2)

Alles über den Verlauf, den Test und die Behandlung einer Infektion

In unserem ersten Artikel haben wir dir alles über Bedeutung, Übertragung Symptome von und HIV erklärt. Im zweiten Teil erfährst du, was bei einer HIV-Infektion genau im Körper passiert, wo man sich testen und wie man sich behandeln lassen kann und was es bei der Einnahme von HIV-Medikamenten und der Verhütung mit der Pille zu beachten gibt. 

 1. Verlauf einer HIV-Infektion

Viele Leute setzen eine HIV-Diagnose immer noch mit einem Todesurteil gleich - dabei können HIV-positive Menschen mit der richtigen Behandlung heute leben wie alle anderen Menschen und haben fast die gleiche Lebenserwartung. Eine Langzeitstudie der Universität Bristol, die Daten von 88.500 HIV-Patienten und Patientinnen, die zwischen 1996 und 2010 mit der antiretroviralen Therapie begonnen haben, ausgewertet hat, hat das nun bewiesen.[1] Aber was passiert eigentlich mit dem Körper, wenn man sich angesteckt hat? Und wie kann eine Therapie das aufhalten?

Durch eine HIV-Infektion wird langfristig das Immunsystem so stark geschwächt, dass es nicht mehr gegen Infektionen, die den Körper angreifen, vorgehen kann. Betroffene werden zunehmend anfälliger für Krankheiten. So kann zum Beispiel eine Lungenentzündung tödlich verlaufen, die ein gesunder Mensch eher überstehen würde. Ohne eine entsprechende Behandlung mit Medikamente durchläuft der Körper diese drei Phasen[2]:

  • Phase 1: Der Körper wehrt sich

In den ersten Wochen nach der Infektion vermehrt sich HIV im Körper explosionsartig. In den ersten Wochen, wenn Betroffene meist noch nichts von ihrer Infektion wissen, sind auch besonders viele Viren in den Körperflüssigkeiten. Die Gefahr einer Übertragung ist dann besonders hoch.

  • Phase 2: Das HI-Virus breitet sich aus

In den folgenden Monaten und Jahren vermehrt sich das Virus (oft unbemerkt) und die Krankheitsanfälligkeit steigt. Der Darm ist oft betroffen und es können zunehmend Beschwerden wie z.B. Durchfall auftreten. Schon während dieser Phase können bleibende Schäden an körpereigener Abwehr und den Organen verursacht werden.

  • Phase 3: Das Immunsystem kollabiert

Die letzte Phase ist das Endstadium der Virusinfektion, in der man von AIDS spricht. Das Immunsystem kann nichts mehr gegen die Krankheitserreger ausrichten, so dass sich schwerwiegende Krankheiten leicht ausbreiten. Häufige Erkrankungen sind zum Beispiel Lungenentzündungen, bestimmte Krebsarten und Pilzbefall der Speiseröhre. Auch neurologische Erkrankungen, die eine Schädigungen des Hirns und Veränderungen im zentralen Nervensystem zu Folge haben, sind möglich.[3] Doch selbst in dieser Phase ist es noch nicht zu spät die Krankheit durch Medikamente aufzuhalten, so dass sich das Immunsystem wieder weitgehend erholen kann.

 2. Der HIV- Test: So findest du heraus ob du dich angesteckt hast

Wo kann ich einen HIV-Test machen?

Eine mögliche HIV-Infektion kannst du entweder mit Beratung oder anonym bei deinem Arzt, dem Gesundheitsamt, bei einer Aidshilfe oder bei einem Checkpoint testen lassen.

Mittlerweile gibt es außerdem „HIV-Schnelltests“, die du zu Hause selbst durchführen kannst. [4] Diese Selbsttests kann man in Apotheken, Drogerien oder im Internet kaufen und innerhalb einer Viertelstunde hat man das Ergebnis. Bei Tests aus dem Internet sollte man allerdings lieber vorsichtig sein und genau darauf achten, dass es auch ein geprüfter und qualitativ hochwertiger Test ist und keine Mogelpackung. Das Paul-Ehrlich-Institut und die Deutsche Aidshilfe bieten Hilfestellung bei der richtigen Auswahl und geben Informationen über die HIV-Selbsttests und die Durchführung.[5]

Außerdem wird gerade das Pilotprojekt „Einsendetests“ ausprobiert: Nach einem ersten Beratungsgespräch vor Ort, kannst du eine kleine Blutprobe aus dem Finger entnehmen und in ein Labor schicken. Die Ergebnisse werden dir schriftlich oder per Telefon mitgeteilt.

Den Test gibt es auch im Abo. Das ist sinnvoll, wenn du dich regelmäßig testen lassen möchtest, aber nicht immer in eine Teststelle gehen kannst oder willst.

Dieses Angebot gibt es bisher in Nordrhein-Westfalen und in Bayern. [6]

Wie funktioniert der Test?

Es gibt zwei Arten von HIV-Tests: Beim Labortest wird dir Blut aus der Armbeuge abgenommen und in ein Labor geschickt. Beim Schnelltest genügt ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe. (Der HIV-Selbsttest ist auch ein Schnelltest. Der Unterschied ist nur, dass du ihn selbst durchführst.)

Alle HIV-Tests weisen nicht das Virus selbst nach, sondern die Antikörper, die der Körper dagegen bildet.[7] Sie bleiben ein Leben lang im Körper. Tests, die in einem Labor durchgeführt werden, suchen außerdem nach einem bestimmten Virusbestandteil, dem Antigen p24. Es ist in der ersten Phase der HIV-Infektion vorhanden. So können neuere Labortests eine HIV-Infektion oft schon früh nachweisen.

Da es einige Zeit dauert, bis der Körper genügend Antikörper für den Nachweis gebildet hat, liefert der Test erst nach einer gewissen Zeit zuverlässige Ergebnisse. Ein negatives Ergebnis (=keine HIV-Infektion) ist beim Schnelltest nach 12 Wochen, nach dem sexuellen Kontakt verlässlich, beim Labortest schon nach 6 Wochen. Liegt eine HIV-Infektion vor, kann sie meist schon früher festgestellt werden. Das Testergebnis muss aber mit einem anderen Verfahren überprüft werden, weil der Test manchmal falschen Alarm schlägt. (Beim Labortest geschieht das automatisch, ohne dass du etwas davon merkst.)

Weitere Informationen über die unterschiedlichen HIV-Testmöglichkeiten findest du bei der Deutschen AIDS-Hilfe[8] und auch dein Frauenarzt/ deine Frauenärztin berät dich gerne.

3. Behandlungsmöglichkeiten: Gibt es eine Heilung?

Viele Menschen fürchten sich davor, den HIV-Test zu machen, aus Angst vor den Folgen einer HIV-Infektion. Oft haben sie dabei viel zu dramatische Vorstellungen vom Leben mit HIV. Manche verdrängen dann ihre Risiken und gehen gar nicht zum Test. Dabei treten wirklich schlimme gesundheitliche Folgen genau dann auf, wenn man HIV nicht erkennt und behandelt. Ein positiver HIV-Test eröffnet die Möglichkeit, etwas gegen die HIV-Infektion zu tun. Um die Gesundheit gut erhalten zu können, ist es wichtig, so früh wie möglich Bescheid zu wissen.

Eine Heilung gibt es leider noch nicht. Mithilfe einer sogenannten antiretroviralen Therapie kann aber die Vermehrung der Viren im Körper unterdrückt werden. Die Anzahl der Erreger ist dann so niedrig, dass sie nicht mehr nachgewiesen werden kann.

Damit die Medikamente auch richtig wirken, ist es wichtig, dass du sie regelmäßig einnimmst. Je früher du mit der Therapie beginnst, desto besser - denn dann kann der Körper gar nicht erst stark beschädigt werden. Durch die Behandlung haben Menschen, die mit HIV infiziert sind eine vergleichbar hohe Lebenserwartung wie Menschen, die nicht betroffen sind. Aktuell (Stand 2018) lassen sich etwa 23,3 Millionen Menschen weltweit mithilfe der antiretroviralen Therapie behandeln.[9][A4] 

Die Pille und HIV 

Bei der Einnahme der Pille und gleichzeitiger Einnahme von HIV-Medikamenten ist Vorsicht geboten, da es zu Wechselwirkungen kommen kann. Es kann beispielsweise sein, dass die Pille nicht mehr zuverlässig schützt oder dass die Pille die Wirkung der HIV-Medikamente herabsetzt – das hängt von den einzelnen Präparaten ab. Um sicherzugehen, dass beide Präparate wie gewünscht wirken, sollte vorab unbedingt Rücksprache mit dem Frauenarzt oder der Frauenärztin gehalten werden.

HIV: Wo kann ich mich beraten lassen?

Wenn du Fragen zum Thema HIV-Infektion hast, dich fragst, ob du einen Test machen sollst, nicht weißt, wie du mit der Diagnose umgehen sollst, dich allein gelassen fühlst oder einfach jemanden zum Reden brauchst, der deine Situation nachvollziehen kann, dann gibt es viele Beratungsstellen, an die du dich wenden kannst. In den meisten Städten gibt es lokale Hilfseinrichtungen, aber auch deutschlandweite Organisationen wie die Deutsche AIDS-Hilfe bieten verschiedene Beratungsmöglichkeiten an und die Deutsche Aids-Stiftung hilft Betroffenen in finanziellen Notlage.

Quellen:

[1] The Lancet (01.08.2017): https://www.thelancet.com/action/showPdf?pii=S2352-3018%2817%2930066-8

[2] Deutsche AIDS-Hilfe: https://www.aidshilfe.de/symptome-verlauf-hiv

[3] Deutsche Gesellschaft für Neurologie (29.09.2017): https://www.dgn.org/images/red_leitlinien/LL_2012/pdf/030-044l_S1_HIV-1_assoziierte_Erkrankungen_2013_verlaengert.pdf MED-INFO (2018). Neurologische Erkrankungen bei HIV/ AIDS: https://www.aidshilfe.de/shop/pdf/9521

[4] Robert Koch Institut (29.09.2018): https://www.rki.de/SharedDocs/FAQ/HIVAids/FAQ-Liste.html;jsessionid=2A1…

[5] Paul-Ehrlich-Institut (12.11.2018): https://www.pei.de/DE/in-vitro-diagnostika/in-vitro-diagnostika-vigilan…

[6] WIR – das Zentrum für Sexuelle Gesundheit und Medizin: https://www.wir-ruhr.de/angebot/test-it-das-sti-selbstentnahme-kit/

[7] Deutsche AIDS-Hilfe: https://www.aidshilfe.de/hiv-test#tab-5

[8] Deutsche AIDS-Hilfe: https://www.aidshilfe.de/hiv-tests-ueberblick

[9] UNAIDS (2018): http://www.unaids.org/en/resources/fact-sheet