
Ist zu viel Sex ungesund?

Ist zu viel Sex ungesund?
Sex ist für viele Menschen nicht nur eine Möglichkeit, ihre Beziehung zu vertiefen, sondern auch eine Form von körperlichem und emotionalem Wohlbefinden. Aber wie gesund ist Sex wirklich? Und kann zu viel davon schädlich sein?
Gesundheitliche Vorteile für den Körper
Geschlechtsverkehr kann wie ein leichtes Workout wirken: Dein Herz schlägt schneller, die Atmung wird vertieft und verschiedene Muskelgruppen werden beansprucht. Darüber hinaus regt Sex das Herzkreislaufsystem, das Immunsystem und den Stoffwechsel an. Die verbesserte Durchblutung kann auch helfen, Kopfschmerzen oder Migräne zu lindern[1]. Mehrere Studien, die allerdings auch unter starker Kritik stehen, gehen sogar davon aus, dass für Männer eine erhöhte Anzahl an Ejakulationen das Risiko von Prostatakrebs senken könnte[2], während bei Frauen das Hormon Oxytocin, das u.a. beim Orgasmus freigesetzt wird, möglicherweise das Brustkrebsrisiko reduziert[3]. Jedoch sind diese Annahmen keinesfalls gesichert oder signifikant nachgewiesen.
Gesundheitliche Vorteile für die Psyche
Nicht nur der Körper kann von Geschlechtsverkehr profitieren, auch auf die Psyche kann er sich positiv auswirken. Sex senkt die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol, gleichzeitig werden Hormone wie Endorphine und Dopamin freigesetzt, die dein Wohlbefinden steigern. Endorphine können ein vergleichbares Hochgefühl auslösen, wie es meist auch nach einem intensiven Ausdauertraining entsteht. Sexualhormone können also dein Glücksempfinden fördern und dir helfen, Stress abzubauen.
Die Balance im Sexleben: gesunde Grenzen kennen
Die Frage, ob zu viel Sex ungesund ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Während sexuelle Aktivität durchaus positive Effekte auf Körper und Geist haben kann, können vor allem im fortgeschrittenen Alter auch Risiken entstehen. Eine Studie[4] zeigt, dass die Auswirkungen von häufigem Sex bei Männern und Frauen unterschiedlich sind.
Während Frauen im höheren Alter bei regelmäßigem Geschlechtsverkehr seltener unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen litten, kam es bei Männern über 57 Jahren, die einmal pro Woche oder häufiger Sex hatten, zu einem fast doppelt so hohem Risiko für Herz-Kreislauf-Problemen wie bei sexuell inaktiven Männern im gleichen Alter. Die Ergebnisse zeigen, dass Sex in Maßen kein Problem darstellt, jedoch zu häufiger und anstrengender Geschlechtsverkehr eine erhebliche Belastung darstellen kann.
Gibt es wirklich zu viel Sex?
Ob es so etwas wie „zu viel Sex“ wirklich gibt, hängt also von verschiedenen Faktoren ab, wie deinem Alter, deinem allgemeinen Gesundheitszustand, deiner körperlichen Fitness und deinem persönlichen Wohlbefinden. Für die meisten Menschen ist Sex in einem gesunden Maß kein Problem, sondern fördert das Wohlbefinden. Allerdings kann es dann problematisch werden, wenn du dich erschöpft fühlst oder es Schwierigkeiten in der Beziehung verursacht.
Vor allem intensiver und häufiger Geschlechtsverkehr kann den Körper stark beanspruchen, besonders wenn man sich dabei überanstrengt. Wie bei jeder körperlichen Aktivität ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören und Pausen einzulegen, wenn du dich überfordert fühlst. Ein ausgewogenes Maß ist der Schlüssel, denn der Körper und die Psyche profitieren am meisten, wenn du dich dabei wohlfühlst.
Kurz gesagt: Zu viel Sex ist selten gesundheitsschädlich, solange du auf dich achtest und es für dich (und deinem Partner/deiner Partnerin) angenehm ist. Und beachte dabei: Jeder Mensch hat individuelle Bedürfnisse, auch dein Sexualpartner oder deine Sexualpartnerin!
Übrigens: Wenig Sex ist nicht ungesund!
Falls du dir Sorgen machst, weil du momentan weniger oder gar keinen Sex hast: Das ist ebenfalls völlig normal und überhaupt nicht schädlich für deine Gesundheit[5]. Jeder Mensch ist anders, und es gibt keine „richtige“ Menge an Sex, die für alle pauschal gilt.
[1] Hambach A, Evers S, Summ O, Husstedt IW, Frese A. The impact of sexual activity on idiopathic headaches: an observational study. Cephalalgia. 2013 Apr;33(6):384-9. doi: 10.1177/0333102413476374. Epub 2013 Feb 19. PMID: 23430983.
[2] Rider, J. R., Wilson, K. M., Sinnott, J. A., Kelly, R. S., Mucci, L. A., & Giovannucci, E. L. (2016). Ejaculation frequency and risk of prostate cancer: updated results with an additional decade of follow-up. European urology, 70(6), 974-982.
[3] Liu, H., Gruber, C. W., Alewood, P. F., Möller, A., & Muttenthaler, M. (2020). The oxytocin receptor signalling system and breast cancer: a critical review. Oncogene, 39(37), 5917-5932.
[4] Liu, H., Waite, L. J., Shen, S., & Wang, D. H. (2016). Is sex good for your health? A national study on partnered sexuality and cardiovascular risk among older men and women. Journal of health and social behavior, 57(3), 276-296.
[5] WebMD. (2025, February). What happens to your body when you stop having sex. https://www.webmd.com/sex/ss/slideshow-effects-stop-sex